Beinbruch Provisorisch Behandeln
Einführung
Ein Beinbruch (Fraktur) ist eine ernste Verletzung, die schnelle und richtige Erste-Hilfe-Maßnahmen erfordert, um Folgeschäden zu vermeiden. Besonders in Situationen, in denen kein sofortiger Zugang zu medizinischer Versorgung besteht – etwa bei Outdoor-Aktivitäten, Unfällen im Haushalt oder auf Reisen – ist es wichtig, den Bruch provisorisch zu behandeln, um Schmerzen zu lindern, weitere Verletzungen zu verhindern und den Transport zu ermöglichen. Diese Anleitung beschreibt Schritt für Schritt, wie du einen Beinbruch provisorisch versorgst, bis professionelle Hilfe eintrifft.

Zeitabschätzung
Die provisorische Versorgung eines Beinbruchs dauert etwa 20 bis 40 Minuten, abhängig von den verfügbaren Materialien, den örtlichen Gegebenheiten und der Erfahrung der Helfenden.
Materialliste und Kostenschätzung
- 2 stabile Stöcke, Bretter oder improvisierte Schienen (z.B. Skistöcke, Regenschirme, dicke Äste) – 0 € (im Notfall aus der Umgebung)
- 4–6 breite Binden, Tücher, Gürtel oder Kleidungsstücke zum Fixieren – 0–10 €
- Polstermaterial (z.B. Kleidung, Handtücher, Schaumstoff, Decken) – 0–5 €
- Schere oder Messer (optional, zum Zuschneiden von Stoff) – 0–5 €
- Einweghandschuhe (optional, für Hygiene) – 0–2 €
- Notrufmöglichkeit (Handy) – bereits vorhanden
Gesamtkosten: 0–22 €
Schritt-für-Schritt-Anleitung
1. Sicherheit und Eigenschutz gewährleisten
- Überprüfe die Umgebung auf Gefahren (z.B. Straßenverkehr, Steinschlag, Stromquellen).
- Bringe dich und die verletzte Person aus der Gefahrenzone, falls nötig.
- Trage Einweghandschuhe, wenn verfügbar, um Infektionen zu vermeiden.
- Beruhige die verletzte Person und erkläre die nächsten Schritte.

2. Notruf absetzen
- Rufe den Rettungsdienst (112) an oder bitte eine andere Person darum.
- Gib genaue Angaben zum Unfallort, zur Art der Verletzung und zum Zustand der Person.
- Bleibe in Reichweite für Rückfragen und folge den Anweisungen der Leitstelle.
- Wenn kein Empfang besteht, organisiere Hilfe durch andere Anwesende.

3. Bein entkleiden und Verletzung beurteilen
- Entferne vorsichtig Schuhe, Socken und Kleidung vom verletzten Bein, ohne das Bein unnötig zu bewegen.
- Prüfe auf offene Wunden, Fehlstellungen, Schwellungen, Blutungen oder Knochenteile, die durch die Haut ragen.
- Kontrolliere die Durchblutung, Motorik und Sensibilität (DMS): Puls am Fuß, Beweglichkeit der Zehen, Gefühlsempfinden.
- Decke offene Wunden steril ab, falls vorhanden.

4. Blutung stillen (falls vorhanden)
- Drücke bei starker Blutung eine sterile Kompresse oder ein sauberes Tuch auf die Wunde.
- Hebe das Bein leicht an, wenn möglich, um die Blutung zu verringern.
- Lege einen Druckverband an, ohne die Blutzufuhr zum Fuß zu unterbrechen.
- Überprüfe regelmäßig, ob der Fuß weiterhin durchblutet ist (z.B. durch Zehendruckprobe).

5. Bein in der gefundenen Position stabilisieren
- Bewege das Bein nicht in eine andere Position, insbesondere bei starken Schmerzen oder sichtbarer Fehlstellung.
- Halte das Bein so ruhig wie möglich, um weitere Verletzungen zu vermeiden.
- Bitte die verletzte Person, das Bein nicht zu bewegen.
- Bereite die Schienen und Polstermaterialien vor.

6. Schienen anlegen
- Lege je eine Schiene an die Innen- und Außenseite des Beins, von oberhalb des Kniegelenks bis unterhalb des Sprunggelenks.
- Polstere die Schienen großzügig mit Kleidung, Handtüchern oder anderen weichen Materialien, um Druckstellen zu vermeiden.
- Achte darauf, dass das Knie und das Sprunggelenk mit eingeschient werden.
- Halte die Schienen während des Anlegens stabil.

7. Schienen fixieren
- Befestige die Schienen mit Binden, Tüchern, Gürteln oder Streifen aus Kleidung.
- Beginne oberhalb des Bruchs und arbeite dich nach unten vor, ohne auf die Bruchstelle selbst zu drücken.
- Fixiere mindestens drei Punkte: oberhalb des Bruchs, auf Höhe des Bruchs (seitlich, nicht direkt auf der Bruchstelle) und unterhalb des Bruchs.
- Überprüfe nach dem Fixieren die Durchblutung, Motorik und Sensibilität erneut.

8. Schmerz und Schock behandeln
- Lagere das Bein leicht erhöht, wenn möglich, um Schmerzen und Schwellung zu reduzieren.
- Decke die verletzte Person zu, um Auskühlung und Schock vorzubeugen.
- Sprich beruhigend und bleibe bei der Person, bis Hilfe eintrifft.
- Gib keine Nahrung oder Getränke, falls eine Operation notwendig wird.

9. Transport vorbereiten (nur wenn unbedingt nötig)
- Bewege die verletzte Person nur, wenn akute Gefahr besteht (z.B. Brand, Einsturzgefahr).
- Organisiere eine Trage oder improvisiere mit einer Decke, Jacke oder stabilem Brett.
- Halte das Bein während des Transports ruhig und in der geschienten Position.
- Transportiere die Person langsam und vorsichtig, vermeide Erschütterungen.

10. Beobachtung und Nachsorge bis zum Eintreffen der Rettung
- Kontrolliere regelmäßig die Durchblutung, Motorik und Sensibilität im Fuß (DMS).
- Beobachte die verletzte Person auf Anzeichen von Schock (blasse Haut, kalter Schweiß, Unruhe).
- Halte Kontakt zur Rettungsleitstelle und informiere über Veränderungen.
- Bleibe bei der Person und unterstütze sie psychisch.

Tipps
- Verwende möglichst weiche Polsterung, um Druckstellen und Schmerzen zu vermeiden.
- Fixiere die Schienen niemals direkt auf der Bruchstelle, sondern immer ober- und unterhalb.
- Halte die Zehen sichtbar, um Durchblutung und Schwellung beobachten zu können.